Nach dem hinduistischen Tempel Prambanan besuchten wir heute den buddhistischen Tempel Borubudur. Beide sind UNESCO-Weltkulturerbe und entstanden etwa zur selben Zeit.Wir erreichten den Borubudur mit einem Minibus. Diese zumeist Kleinbusse verfügen über eine festgelegte Route aber über keine Haltestellen oder einen Zeitplan. Die Busse können einfach am Straßenrand angehalten werden. Der Ausstieg ist praktisch überall möglich. Um einen Überblick über mögliche weitere KundInnen und den Straßenverkehr zu haben, bleiben die Einstiegstüren geöffnet und die Busmitarbeiter „hängen“ bei den Türen raus. Immer wieder rufen sie auch den Namen der Endstation um PassantInnen auf den Bus aufmerksam zu machen. Zeitgleich fungieren die offenen Bustüren als „Klimaanlage“ für die bereits vorhandenen Passagiere, welche eingezwängt auf den engen Sitzen Platz gefunden haben. Neben Personen wird auch allerlei Gepäck wie z.B. ein Stapel Kübel oder der Bestand eines Markstandes in den Minibussen transportiert. Unser Minibus war nahezu ausschließlich mit TouristInnen besetzt. Die Einheimischen fuhren zumeist nur einen Teil der Strecke mit und stiegen dann wieder aus.
Nach ca. einer Stunde erreichten wir schließlich den größten buddhistischen Tempel der Welt. Der Boruburdur ist kein Tempel in unserem Sinn, sondern ein Monument, da es keinen Innenraum hat. Der Tempel ist quadratisch aufbaut und hat eine Seitenlänge von 117m und eine Höhe von 35,29m. Insgesamt wurden ca. zwei Millionen Lavasteinblöcke verbaut. Im Tempel sind 504 Buddha-Statuten zu sehen. Der Tempel gliedert sich wieder in drei Ebenen:rnDie unterste Ebene stellt das alltägliche irdische Dasein dar. Auf den Reliefs sind Szenen aus dem alltäglichen Leben aber auch schlechte Eigenschaften wie Tratsch oder Trunksucht zu sehen.rnDie zweite Ebene widmet sich der Loslösung von den irdischen und weltlichen Begierden. Im Relief ist die Geschichte des Buddha dargestellt. Auf der dritten Ebene wird schließlich der Zustand der vollkommenen Abstraktion erreicht. Die Loslösung von den menschlichen Begierden ist gelungen, der Weg ins Nirwana frei. Auf dieser Ebene finden sich keine Reliefdarstellungen mehr. Stattdessen sind in drei Reihen 72 Stupas mit Buddha aufgestellt. Abgeschlossen wird das Monument mit einer großen Stupa, diesen enthält aber keine Buddha-Statue mehr.Eingänge zum Tempel befinden sich auf allen vier Himmelsrichtungen. Der Haupteingang liegt aber im Osten. Von dort aus soll das Monument im Uhrzeigersinn abgegangen werden. Bei buddhistischen Prozessionen gehen sie wirklich in jeder Ebene im Uhrzeigersinn durch und legen dabei über 5km zurück. Wir haben wahrscheinlich nicht ganz so viele zurückgelegt, uns aber immer bemüht im Uhrzeigersinn zu gehen.
Am Borobudur finden sich fünf unterschiedliche Buddha-Statuten. Sie unterscheiden sich nur durch die Handhaltung (Mudra) des Buddha. Im Osten ist auf der ersten und zweiten Ebene das Mudra der Erdverbundenheit zu sehen, im Süden folgt das Mudra der Furchtlosigkeit, im Westen schließlich das Mudra der Meditation und im Norden das Mudra des Lehrens und in den Stupas auf der dritten Ebene schließlich das Mudra der Unendlichkeit (des Lebenskreislaufes). Die Buddha-Statuten sind teilweise durch natürliche Einflüsse zerstört worden, teilweise wurden Köpfe und Hände aber auch als Souvenirs mitgenommen (vor allem in der Zeit der niederländischen Kolonisation).
Das Monument wurde bereits zwei mal restauriert. Einmal unter niederländischer Führung und schließlich unter Leitung der UNESCO. Aktuell gibt es noch ca. 10.000 Steine, welche nicht zu einer bestimmten Position im Monument zugeordnet werden können.
Interessanterweise leben aktuell keine BuddhistInnen mehr in der Nähe des Borubudur. Buddhistische Gruppen finden sich auf Bali oder in Ostjava aber nicht mehr in der Region um das Monument. Die Führungen werden ausschließlich von muslimischen Guides durchgeführt (wie auch beim Prambanan). Nach diesem Einblick in die buddhistische Tradition Javas besuchten wir das Schattentheater Wayang Kulit. Dieses Schattentheater reicht in seinen Ursprüngen bis ins erste Jhd. n. Chr. zurück und ist ebenfalls vom Hinduismus und Buddhismus beeinflusst. Wie beim Wayang Golek wird auch diese Theaterform von einem Gamelan Orchester begleitet. Wir besuchten eine Aufführung, bei der ein Teil der Rama-Legende dargestellt wurde.rnLeider ist es nicht möglich dem Inhalt des Stückes zu folgen, ohne die indonesische Sprache zu beherrschen. Die Darstellung der Schattenfiguren reicht nicht aus, um den Inhalt erfassen zu können. Dennoch wurden wir besonders von den Kampfszenen, welche mit lautstarker Gamelanmusik begleitet wurden, sehr mitgerissen.rnDie Figuren selbst sind aus Leder und werden alle von einem Spielleiter gespielt und gesprochen. Die Figuren sind bunt bemalt. Teilweise kann man dies auch noch im Schatten erkennen. Auf jeden Fall deutlich sichtbar sind die detailreichen Einritzungen und Auskerbungen der Figuren. Die Herstellung einer Figur dauert in etwa einen Monat. Auch wenn wir der Handlung nicht folgen konnten, war es auf jeden Fall mitreißend und interessant das Puppenspiel und die Musik zu beobachten.
Für morgen steht noch der Mount Merapi, der aktivste Vulkan Indonesiens auf dem Programm. Zuletzt war er 2010 aktiv und verschüttete den Borubudur für drei Monate in einer Aschewolke. Wir werden ihn zwar nicht besteigen, aber aus der Ferne besichtigen.